Quo vadis Bümpliz-Bethlehem?

Über Sparmassnahmen und stiefmütterliche Behandlung

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Einige mögen ihn mehr, andere weniger. Manche verstehen seine Ansichten, wiederum andere lehnen diese völlig ab. Thomas Fuchs polarisiert in Bern-West. Trotz Gegenwind setzt er sich jedoch immer wieder für unseren Stadtteil ein. Bümpliz.ch sprach mit ihm über unseren Friedhof und die Zukunft von Bümpliz-Bethlehem.

Herr Fuchs, mit ihrer Politik mögen nicht alle in Bümpliz und Bethlehem immer einverstanden sein. Trotzdem engagieren Sie sich immer wieder für wichtige Themen in Bern-West und haben vor kurzem eine Petition für den Erhalt des Bümplizer Friedhofes gestartet. Wieso liegt Ihnen so viel an unserem Stadtteil?

Wenn man politisch tätig ist, kann man es ohnehin nie allen Recht machen. Ich bin in Bümpliz aufgewachsen, in der Winterhalde in den Kindergarten, im Kleefeld in die Primarschule und dann in die Sekundarschule Bümpliz. Seit langem habe ich den Eindruck, dass Bern West von den anderen Stadtteilen stiefmütterlich behandelt wird. Darum engagiere ich mich für Bern-West, weil ich hier auch viel Entwicklungspotential sehe. Immerhin ist es auch der bevölkerungsreichste Stadtteil. Dies ist mit ein Grund, dass ich das Restaurant Kleefeld zusammen mit Beatrice Wittwer-Koch gekauft habe. Ob wir überleben hängt aber nicht nur von Corona ab, sondern auch davon, wie solidarisch die Besucherinnen und Besucher sind.

Zurück zum Friedhof. Als wie gross erachten Sie denn die Chancen, dass wir unsere geliebte Ruhestätte in Bümpliz behalten dürfen?

Ich bin sehr zuversichtlich, das Echo und die Unterstützung der Bevölkerung ist enorm. Mit der Schliessung eines Friedhofes kann man kein Geld sparen. Der Friedhof Bümpliz ist ein Ort wo die Seele und der Geist unserer Liebsten ruht, ein Ort des schweren Abschiednehmens, der tiefen Trauer, ein Ort an dem das Leben jedes Einzelnen für einen Moment still bleibt. Diesen Ort der Besinnung und der Erinnerung aus finanziellen Überlegungen aufzuheben ist kultur- und pietätlos.

Wir in Bern-West fühlen uns häufig von der Stadt benachteiligt. Ist das unsere rein subjektive Annahme oder ist es effektiv so, dass attraktivere Stadtteile bevorzugt behandelt werden? Sofern ja, wo sehen Sie persönlich die Vorurteile, die die Stadtregierung gegen uns haben könnte?

Aus dem einfachen Grund, weil man weiss, dass die Mehrheit der Quartiere froh ist, wenn zum Beispiel problematische Bauten nicht bei ihnen gebaut werden. Das führt dazu, dass man z.B. eine Hüttenbauzone im Westen plant, man will die BLS-Werkstätten, die Zone für Fahrende usw. immer alles in den Westen verschieben. Bei den Sparmassnahmen, hat man vor allem die Schulhäuser im Westen im Visier. Für eine Weihnachtsbeleuchtung in der Fussgängerzone hat man kein Geld, aber man stellt überall Stühle und Bänke auf und neuerdings bei der Entsorgungsstelle Statthalter signalisiert man ein Halteverbot. Im Kirchenfeld erwartet man gegen solche Projekte mehr Einsprachen und mehr Widerstand. Es liegt an uns im Westen hier Gegensteuer zu geben.

Denken Sie in ruhigen Momentan auch einmal darüber nach, warum sie das alles für Bümpliz machen und dass ihr Einsatz zu wenig gewürdigt wird?

Ich tue es aus Überzeugung und aus einem inneren Willen heraus. Unsere Gesellschaft funktioniert nur, wenn sich die Menschen nach ihren Möglichkeiten für das Allgemeinwohl engagieren, in Vereinen tätig sind, sich um Nachbarn und Benachteiligte kümmern. Man kann nicht verlangen, dass sich der Staat um alles und jedes kümmern muss. Es ist auch niemand zu alt zu helfen. Aber generell wäre es sicherlich gut, wenn man einmal mehr Danke sagt, dies erfreut die Leute und vor allem kostet es nichts.

Ganz allgemein. Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen, mit welchen wir uns in Bern-West in den nächsten Jahren konfrontiert sehen?

Wir brauchen immer mehr Schulraum, es werden sehr viele Liegenschaften in den nächsten 20 Jahren erneuert werden müssen. Das heisst die Mieten werden steigen und die sozialen Konflikte werden zunehmen. Es muss uns gelingen, dass auch das Gewerbe und die Industrie noch Platz finden und möglichst viele Leute im Arbeitsprozess eine Aufgabe finden. Generell wäre es sicher hilfreich, wenn die Toleranzgrenze von allen etwas höher wäre und man nicht über jede Kleinlichkeit gleich den Richter oder die Polizei bemüht.

Herr Fuchs, mit welchen abschliessenden Worten an die Leserinnen und Leser von Bümpliz.ch möchten Sie sich verabschieden?

Mein Vater sagte immer: «Schaff und erwirb, zahl Steuern und stirb». Ich würde dies ergänzen mit «helft mit, damit Bümpliz lebenswert bleibt und geniesst jeden Tag, als wenn es der letzte wäre!

Vielen Dank für das Gespräch Herr Fuchs. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Tag und beste Gesundheit.

Petition zur Erhaltung des Bümplizer Friedhofes: Petition herunterladen

News - 09.04.2021 - Quo Vadis Bümpliz Bethlehem

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