Fusion Square Garden

Und auf einmal ist alles aus

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Nach über 20 Jahren hängen die Berner Reggaepioniere "Fusion Square Garden" (FSG) ihre Mikrofone und Instrumente an den Nagel. Eine erfolgreiche Epoche, geprägt von Dancehall, Reggae, Rock und Hip Hop, geht damit dem Ende zu. Bümpliz.ch hat sich mit Morò, dem langjährigen Leadsänger von FSG, über seine Zeit in Bümpliz und den Plänen für die Zukunft unterhalten.

Morò, und auf einmal ist alles aus! Wie ist die Gefühlslage?

Ich beschäftige mich schon seit längerer Zeit mit dem Moment, nun ist er gekommen. Klar, meine Gefühle sind durchmischt. Auf der einen Seite ist da die Angst vor dem neuen Weg, andererseits blicke ich mit Wehmut auf zurück auf die vergangenen Jahre. Schlussendlich haben mich die 22 Jahre als Leadsanger von Fusion Square Garden ja auch ausgemacht. Trotzdem bin ich davon überzeugt, den richtigen Moment für meinen Rücktritt gefunden zu haben. Nun will ich mich auf neue Abenteuer in der Gastronomie konzentrieren. Ab März 2022 biete ich mit Morò's Food-Truck frische Pasta auf den Strassen von Bern an.

Da kriegen wir ja direkt Lust auf frische Pasta. Doch nochmals Revue passierend, was hat die Zeit als Leadsänger von Fusion Square Garden für eine Bedeutung für dich.

Früher, während meiner Schulzeit im Schwabgut, da war ich immer der schüchterne Junge von neben an. Dann als 23-Jähriger, als das Abenteuer mit Fusion Square Garden richtig los ging, gewann ich an Selbstvertrauen. Praktisch über Nacht sind wir mit der Band durchgestartet, was mir richtig viel Mut für den weiteren Lebensweg gab. Die über 400 Konzerte mit haben meine Persönlichkeit sehr geprägt.

Viele wissen gar nicht, dass die Gründer von Fusion Square Garen allesamt aus Bern-West waren. Erzähl uns mehr.

Ja das stimmt. In unserer Gründungsformation waren wir zu dritt. Meine beiden Mitgründer waren aus Bethlehem, ich bin im Stöckacker aufgewachsen. In unserer Freizeit sind wir in den Quartieren rumgeschlichen und haben uns für Beats interessiert und Texte geschrieben. In Fusion Square Garden steckt also jede Menge Bern West.

In Bümpliz habt ihr auch viele eurer Videos gedreht. Wie ist dein persönliches Verhältnis zu unserem Stadtteil heute?

Bern-West hat einfach ganz einen anderen Vibe. Mittlerweile habe ich in verschiedenen Orten der Schweiz gelebt und immer wenn Bümpliz zum Thema wurde, habe ich festgestellt, dass die Meisten nicht wissen, wovon sie sprechen. Viele Auswärtige haben ein total falsche Vorstellung und keine Ahnung davon, wie schön es in Bümpliz wirklich ist. Dieses Gefühl von hier zu sein, der Zusammenhalt, das ist einfach einmalig. In diesem Zusammenhang kann ich mich noch an ein Konzert von uns auf dem Europaplatz in Ausserholligen erinnern. Am Tor zu Bümpliz war der Vibe vom Westen bereits spürbar, das Gefühl ist schwierig zu beschreiben, es ist einfach anders als sonstwo. Auch deswegen haben wir uns immer wieder dazu entschlossen, einige unserer Videos im Westen zu drehen.

Zum Beispiel das Video zum Song "Carburante"?

Ja genau. Ich habe lange nach der gewissen urbanen Umgebung gesucht und war in der halben Stadt unterwegs. Überall habe ich Fotos gemacht und mir diese später nochmals angeschaut. Dabei wurde mir schnell klar, dass Video zu "Carburante" muss in den Unterführungen von Bümpliz gedreht werden.

Jetzt mal ehrlich. Ihr seit eine Band aus Bern West und habt nie im Sternensaal oder im Bienzgut gespielt. Wie geht denn sowas?

Glaubt mir, dieser Wunsch war wirklich riesig. Gedanklich sah ich uns immer im Sternensaal spielen, doch leider kam es nicht dazu. Irgendwie hat uns der Draht zum Sternensaal gefehlt. Zumindest in früheren Jahren, gab es meines Wissens keinen offiziellen Veranstalter und uns war nicht klar, an wen wir uns bezüglich einem Booking wenden können. Aber allein der Gedanke, im Sternensaal aufzutreten, löst in mir wieder die schönsten Bümplizer Gefühle aus.

Zurückblickend, welches war der absolut schönste Moment in deiner Zeit mit FSG?

Unser Auftritt am Interlakner Stadtfest wird mir für immer in Erinnerung bleiben, ebenso unser Gig auf dem Europaplatz in Ausserholligen. Auch die Konzerte im Bären Buchsi waren alle einmalig. Es fällt mir wirklich schwer, aus über 400 gespielten Konzerten ein einziges hervozuheben. Spontan kommt mir noch eine schöne Geschichte in den Sinn. Fidel Castro liess die kubanische Band "Las Chicas Del Son" vor vielen Jahren nicht zu den geplanten Auftritten in der Schweiz reisen. Der Veranstalter hat uns als Ersatzband gebucht, womit wir an den ganz grossen Openairs der Schweiz gespielt haben. Das war noch zu Beginn unserer Karriere, ein unglaublich schöner und magischer Moment.

Morò, herzlichen Dank für das Interssante Gespräch. Hast du eine abschliessende Grussbotschaft an alle aus Bern West?

Manchmal ist uns gar nicht bewusst, wie viele Möglichkeiten uns das Leben in Bümpliz und Bethlehem bietet. Dieses offene und inspirierende Quartier ist einfach einmalig. Ich bin davon überzeugt, dass wir aus Bern-West alles erreichen können. Lasst uns also auch in Zukunft zusammenhalten und aufgeschlossen durch die Welt gehen.

Wir wünschen dir alles Gute für die Zukunft und viel Erfolg mit dem Pasta-Food Truck.

Danke gleichfalls. Ich hoffe, möglichst viele von euch bei mir am Food-Truck zu sehen um einen Schwatz zu halten. Sobald ich weiss, wann und wo ich nächsten Frühling mit dem Truck halt mache, lasse ich es euch gerne wissen.

News - 08.11.2021 - Fusion Square Garden

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